„Die Energie- und Wirtschaftspolitik gemeinsam gestalten – und so die Stimme Europas stärken“

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Wintershall Dea CEO Mario Mehren
Wintershall Dea CEO Mario Mehren

Deutschland übernimmt die EU-Ratspräsidentschaft in einer Zeit, in der Europa vor einer zentralen Zukunftsherausforderung steht. Es gilt, den Green Deal umzusetzen und die europäische Energieversorgung verantwortlich zu sichern, während die wirtschaftlichen Verwerfungen der Corona-Krise weiterhin den Rahmen und die Diskussion bestimmen. Die Erwartungen an die deutsche EU-Ratspräsident­schaft sind hoch.

Ich bin überzeugt: Deutschland kann und muss eine zentrale Rolle in Europa spielen, um die Aufgabe einer gleichermaßen ökologischen wie ökonomischen Energieversorgung zu meistern. Das wird aber letztlich nur durch eine vereint agierende EU gelingen, in der nationale Sonderwege zurückgestellt und belastbare Kompromisse gefunden werden. Hier hat Kanzlerin Angela Merkel die Aufgabe, den europäischen Prozess in den nächsten sechs Monaten entscheidend mitzuprägen. Und sie hat die Chance, am Ende ihrer Amtszeit ein starkes Signal „zum Abschied“ zu senden: für ein wirtschaftlich starkes Europa, das bei Klimaschutz und moderner Energieversorgung Maßstäbe setzt.

Die Arbeit eines internationalen Energie-Unternehmens wie Wintershall Dea, dass in Deutschland seinen Sitz hat und in Europa zuhause ist, lebt von offenen Grenzen und all dem, was die EU politisch wie wirtschaftlich auszeichnet. Der europäische Markt ist wirtschaftsstark wie kein zweiter. Als Europas führendes unabhängiges Erdgas- und Erdölunternehmen profitieren wir tagtäglich von den stabilen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und von der starken Stimme, die die EU in der Welt hat.

Eine historische Aufgabe für Europa

Europa ist grundsätzlich gut aufgestellt, um auch in den wirtschaftlich überaus herausfordernden Zeiten der Corona-Krise Klimaschutz und Energiesicherheit zu vereinen. Wir Europäer müssen dafür unsere Optionen nur klug ausspielen. Wichtig dabei: dass wir technologieoffen sind und alle unsere Ressourcen und Chancen nutzen, um die Energieversorgung möglichst schnell, möglichst sicher und möglichst bezahlbar zukunftstauglich zu machen. Dann – und nur dann – kann Europa als Vorbild für andere Länder und Kontinente dienen. Nur dann kann Europa der Welt zeigen, wie sich auf Dauer Wirtschaftswachstum und Wohlstand mit den zentralen Zielen eines anspruchsvollen Klimaschutzes verbinden lassen. Das ist für Europa eine Aufgabe von historischer Größe. Und mehr noch: Das ist heute die historische Aufgabe Europas.

Die sehr hohen Umweltstandards und die technologische Expertise der europäischen Industrie sind dabei wichtige Trümpfe. Der ökologische Fußabdruck etwa der europäischen Gas- und Ölbranche ist rund 20 Prozent geringer als der außerhalb Europas. Gleichzeitig arbeiten europäische E&P-Unternehmen intensiv daran, die CO2- und Methanbilanz weiter zu senken. Hier engagiert sich Wintershall Dea an vorderster Stelle.

Die EU hat einen funktionierenden Energie-Binnenmarkt und profitiert von kurzen Wegen. Nehmen wir das Beispiel Erdgas. Europa braucht Gas, um seine Klimaziele zu erreichen. Denn Erdgas macht die Energiewende bezahlbar und ist schon heute der sauberste konventionelle Energieträger. So hat der Switch von Kohle zu Erdgas bei der Stromproduktion allein in Deutschland im vergangenen Jahr über fünf Millionen Tonnen CO2 gespart! Aber ebenso kann uns Erdgas bei Wärme und Mobilität helfen, schnell und kostengünstig Emissionen zu senken. Last, not least ist Erdgas eine kostbare Ressource, um daraus CO2-freien Wasserstoff zu gewinnen.

Offen sein und alle Potenziale klug nutzen

Sowohl Deutschland als auch die EU wollen Wasserstoff als sauberen Energieträger für die Zukunft. Das ist richtig so. Aber auch hier gilt: Der Ansatz muss technologieoffen sein und alle Potenziale klug nutzen. Da muss gerade Deutschland bei seiner „Nationalen Wasserstoffstrategie“ noch deutlich nachbessern. Denn aus Erdgas gewonnener, de-karbonisierter Wasserstoff kann mit seinen deutlichen Preis- und Mengenvorteilen fehlende Kapazitäten bei den Erneuerbaren auffangen und den Markthochlauf für Wasserstofftechnologien beschleunigen.

Blicken wir auf die Erdgas-Infrastruktur. Die EU hat in den vergangenen zehn Jahren den Gasmarkt erfolgreich diversifiziert. Europa verfügt über mehr als 35 Flüssiggas-Terminals, große Speicherkapazitäten, ein enges Leitungsnetz innerhalb der EU, durch das Gas in alle Richtungen transportiert werden kann, sowie leistungsfähige Pipelines, die die EU mit ihren wichtigsten Energiepartnern verbinden – mit Norwegen und Russland.

Aber klar ist auch: Da die europäische Erdgas-Eigenproduktion sinkt, droht Europa bis 2035 eine erhebliche Importlücke von bis zu 120 Milliarden Kubikmetern. Wir brauchen also weitere sichere Lieferwege und müssen weiter in die bereits bewährten Energiepartnerschaften investieren.

Europa ist in einer entscheidenden Phase, die eigene wirtschaftliche und soziale Zukunft zu gestalten und seine Rolle in der Welt – auch als Vorbild für andere Regionen – neu zu definieren. Als größte Volkswirtschaft der EU steht Deutschland hier in einer besonderen Verpflichtung. Die kommenden Monate werden in vielerlei Hinsicht entscheidend. Deutschland hat mit der EU-Ratspräsidentschaft die große Chance, eine positive Führungsrolle einzunehmen. Und wie bei jeder großen Chance: Es geht eine große Verantwortung damit einher.


Deutschland übernimmt die EU-Ratspräsidentschaft in einer Zeit, in der Europa vor einer zentralen Zukunftsherausforderung steht. Die kommenden Monate werden in vielerlei Hinsicht entscheidend. Deutschland hat mit der EU-Ratspräsidentschaft die große Chance, eine positive Führungsrolle einzunehmen. Und wie bei jeder großen Chance: Es geht eine große Verantwortung damit einher.

Den Meinungsbeitrag finden Sie hier: „Die Energie- und Wirtschaftspolitik gemeinsam gestalten – und so die Stimme Europas stärken“. Dieser Beitrag erschien zuerst als Gastkommentar auf Euractiv.

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