Gemeinsame Geschichte auf einen Blick
Eine lange Tradition verbindet Wintershall und DEA: Mehr als 100 Jahre lang waren sie oft Konkurrenten in der deutschen Mineralölbranche – und arbeiten doch immer wieder zusammen. Hier erzählen wir ihre gemeinsame Geschichte.
Die Wurzeln von Wintershall Dea reichen mehr als 100 Jahre zurück.
Wenn aus Konkurrenten durch eine Fusion Kollegen werden, muss man sich gut kennenlernen: Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Wintershall und DEA in ihrer langen Geschichte eine Menge gemeinsam hatten. Meilensteine der jahrelangen Zusammenarbeit haben wir 2019 anlässlich der Fusion zu Wintershall Dea in der Ausstellung "Seit' and Seit'" präsentiert. Die Inhalte finden Sie hier.
1894
Die Gründung
Wintershall wird Anfang 1894 als Kali-Bohrgesellschaft gegründet. Nach erfolgreichen Bohrungen im Raum Heringen beschließen die Firmengründer um Heinrich Grimberg und Carl Julius Winter Anfang 1899 das Abteufen eines ersten Schachtes zur Förderung von Kalisalzen.
1899
Bohren als Geschäft
Ebenfalls 1899 gründen mehrere rheinisch-westfälische Industrielle die DEA, damals noch unter der Firmierung Deutsche Tiefbohr AG. Das Lohnbohrunternehmen konzentriert sich anfänglich auf die Erschließung von Lagerstätten für Dritte, beteiligt sich aber auch bald an der Errichtung eines Kaliunternehmens.
1906
Einstieg ins Erdöl
Staatliche Einschränkungen führen ab 1905 bei der Deutschen Tiefbohr AG zum Ende der Lohnbohrtätigkeit. Bereits 1906 wird die Förderung von Erdöl zum neuen Hauptgeschäftsfeld erklärt. 1911, das Unternehmen kontrolliert mittlerweile rund 90 Prozent der deutschen Erdölförderung, erfolgt die Namensänderung in Deutsche Erdöl-Aktiengesellschaft (DEA). Nach dem Ersten Weltkrieg steigt die DEA verstärkt in den Kohlenbergbau ein. Die Ölförderung tritt vorübergehend zurück.
1933
Im Dritten Reich
Beim Ausbau ihres Erdölgeschäfts profitieren beide Unternehmen ab 1933 von der Machtergreifung der Nationalsozialisten, die mehr Unabhängigkeit bei der deutschen Mineralölversorgung fordern: Mit finanziellen Zuschüssen des Staates wird das Deutsche Reich ab 1934 systematisch auf Erdöllagerstätten durchsucht. Auch in Ost- und Südosteuropa beteiligen sich Wintershall und DEA an der Ausbeutung von Erdölvorkommen. Zudem betreiben sie Mineralölwerke zur Gewinnung von Rohöl aus Kohle. In beiden Unternehmen werden Zwangsarbeiter beschäftigt.
1950
Im Wirtschaftswunderland
Nach dem Zweiten Weltkrieg ebnen Marshallplan, Währungsreform und die Einführung der sozialen Marktwirtschaft den Weg für das deutsche Wirtschaftswunder. Davon profitieren auch DEA und Wintershall, die in dieser Zeit etliche neue Erdölfelder erschließen. Teilweise arbeiten sie dabei bereits zusammen, wie zum Beispiel beim 1956 entdeckten Erdölfeld Schwedeneck.
Für die Verarbeitung des Erdöls bauen DEA und Wintershall in den 1950er- und 1960er-Jahren ihre Raffineriekapazitäten deutlich aus. Zudem übernehmen sie 1952 die Tankstellenkette Deutsche Gasolin und bringen sie vier Jahre später in den ARAL-Verbund ein. 1960 löst DEA „ihre“ Tankstellen wieder aus dem Verbund, um ein eigenes Vertriebsnetz aufzubauen.
1954
Sprung ins Ausland
Auch international arbeiten Wintershall und DEA ab den 1950er-Jahren zusammen. Ab 1954 beteiligen sie sich gemeinsam an der erfolgreichen Erschließung von Erdölvorkommen im peruanischen Urwald. Später kooperieren beide Unternehmen unter anderem in Libyen, Oman und Dubai.
In den 1950er-Jahren beginnen DEA und Wintershall mit dem Ausbau der Erdgasförderung. Den Anstoß hierzu liefern Erdgasfunde bei Pfungstadt (1952) bzw. Rehden und Frenswegen (beide 1951). In den folgenden Jahrzehnten gewinnt das Erdgasgeschäft beständig an Bedeutung. Hierzu trägt auch die Ölkrise von 1973/74 bei, die eine Verringerung der Abhängigkeit von arabischen Ölquellen ratsam erscheinen lässt.
1969
Ende der Eigenständigkeit
Die Suche nach ausländischen Ölquellen ist für die im internationalen Vergleich eher kleinen deutschen Akteure mit hohen Kosten und Risiken verbunden. Gleichzeitig belastet die teure heimische Förderung die Gewinne. DEA und Wintershall brauchen starke Partner, auch wenn ihnen dadurch der Verlust der wirtschaftlichen Eigenständigkeit droht. 1966 stimmt DEA einer Übernahme durch die US-amerikanische Texaco zu, Wintershall schlüpft zum Jahresanfang 1969 unter das Dach der BASF.
1970
Fokus auf Öl und Gas
Unter dem neuen Dach starker Partner konzentrieren sich Wintershall und DEA, ab 1970 als Deutsche Texaco firmierend, auf die Förderung von Erdöl und Erdgas sowie das Raffinerie- und Tankstellengeschäft: Wintershall gliedert die Kali- und Steinsalzaktivitäten in die Kali+Salz AG aus. Die DEA schließt die Kohlenzeche Graf Bismarck und bringt ihr restliches Bergwerksvermögen in die Ruhrkohle AG ein.
In der Folgezeit bauen beide Unternehmen ihre Erdölförderung im Ausland deutlich aus. Gleichzeitig nimmt die heimische Förderung beständig ab. Trotzdem gibt es auch hierzulande noch neue Erfolge zu vermelden. Dazu zählen insbesondere die ab Ende der 1970er-Jahre gemeinschaftlich entwickelten Offshoreprojekte Schwedeneck-See in der Kieler Bucht und Mittelplate im schleswig-holsteinischen Wattenmeer.
1998
In der Welt zu Hause
1988 verkauft Texaco die deutsche Tochter an die Rheinisch-Westfälische Elektrizitätswerk AG (RWE), aus Deutscher Texaco wird RWE-DEA. Wie schon Wintershall, so beteiligt sich RWE-DEA als mehrheitlich wieder deutsches Unternehmen nun ebenfalls an der DEMINEX. 1998 wird das 1969 gegründete Gemeinschaftsunternehmen der deutschen Mineralölindustrie aufgelöst. Wintershall übernimmt dabei die DEMINEX-Aktivitäten in Russland, Aserbaidschan und Argentinien, DEA die Aktivitäten in Ägypten und Norwegen – überwiegend Länder, die lange zu den Kernregionen von Wintershall Dea zählten.
Neben dem Ausbau des internationalen Geschäfts geht auch die Konzentration auf die Förderaktivitäten in den 1990er- und 2000er-Jahren weiter: Das Raffineriegeschäft wird angesichts großer Überkapazitäten in Europa und des sich abzeichnenden Investitionsbedarfs aufgegeben. Ebenso trennen sich beide Unternehmen bis 2002 vom Tankstellengeschäft.
2019
Wintershall Dea
2015 verkauft die verschuldete RWE ihre Tochter DEA an die russische Investorengruppe LetterOne. Bereits damals ist Wintershall an einer Übernahme interessiert. Vier Jahre später ist es dann so weit: Die großen Herausforderungen in einer sich schnell wandelnden Welt will man nun gemeinsam bewältigen. Da kommt einem das alte Arbeiterlied in den Sinn: „Wann wir schreiten Seit’ an Seit’(…) fühlen wir, es muss gelingen. Mit uns zieht die neue Zeit!“
2019
Harbour Energy plc und die Anteilseigner von Wintershall Dea unterzeichnen Vereinbarung zum Zusammenschluss beider Geschäfte
BASF, LetterOne und Harbour Energy plc vereinbaren am 21. Dezember 2023 eine Übertragung des E&P-Geschäfts von Wintershall Dea an Harbour Energy plc. Weder die Aktivitäten mit Russland-Bezug noch die Hauptverwaltungssitze von Wintershall Dea und deren Mitarbeitende sind Teil der Transaktion.
2024
Verkauf vollzogen: E&P-Assets von Wintershall Dea an Harbour Energy übertragen
Am 3. September 2024 wurde das E&P-Geschäft ohne Russland-Bezug von Wintershall Dea an Harbour Energy plc übertragen. Zu den Hauptaufgaben von Wintershall Dea gehören nun die Veräußerung der verbleibenden Vermögenswerte, das Erbringen von Übergangsdienstleistungen für Harbour Energy und die Schließung der Hauptverwaltungen in Kassel und Hamburg.
Wintershall Dea Zeitstrahl
In ihrer langen Geschichte waren Wintershall und DEA in vielen verschiedenen Geschäftsbereichen aktiv, bevor sie sich auf die Suche nach und die Förderung von Erdöl und Erdgas konzentriert haben. Hier sieht man die gemeinsame Geschichte und die Konsolidierung der Geschäftsbereiche auf einen Blick.