„Mit Gas kann der Europäische Green Deal gelingen“

Berlin/Brüssel
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Wintershall Dea Dawn Summers COO
Wintershall Dea Dawn Summers COO
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Wintershall Dea

Mit dem Europäischen Green Deal hat die Europäische Union eine Vision für den Klimaschutz und eine Wirtschaft der Zukunft. Dawn Summers, Präsidentin von GasNaturally und COO von Wintershall Dea, erläutert kurz vor Beginn der COP26, welchen Beitrag Erdgas leisten kann. GasNaturally ist ein Zusammenschluss von acht Verbänden, die die gesamte europäische Gaswertschöpfungskette vertreten.

Vor knapp zwei Jahren hat die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen den European Green Deal vorgestellt und diesen als ihren „Mann auf dem Mond“-Moment bezeichnet. Mit einer einzigartigen Mischung aus langfristiger Vision und genauen Umsetzungsmaßnahmen, die auch im Gesetzespaket „Fit for 55“ ihren Ausdruck finden, hat sie einen gesamten Kontinent darauf eingeschworen, stärker das Klima zu schützen, ohne wirtschaftlich schwächer zu werden, vorneweg bei neuen Technologien zu gehen, ohne jemand zurückzulassen und viel Geld auszugeben, ohne es zu verschwenden.

In wenigen Tagen kommt die Weltgemeinschaft in Glasgow zusammen, um sich auf der UN-Klimakonferenz COP26 ein Update für eine Klimapolitik zu geben, die den Klimawandel abschwächt und das 1,5 Grad-Ziel im Auge behält. Die Gaswirtschaft unterstützt entschlossenes Handeln. Wir glauben, dass dieses Update der Klimapolitik alle effizienten Maßnahmen im Auge behalten muss. Dazu gehören die Nutzung von Erdgas, Carbon Capture and Storage (CCS) und die Rolle von Wasserstoff. Unsere Aufgabe ist zu wichtig und zu dringlich, um wirksame, kohlenstoffarme Lösungen auszuschließen! Und unsere Wirtschaft und unser Wohlstand sind zu wertvoll, um auf wirtschaftliche Effizienz zu verzichten oder unser Engagement für Versorgungssicherheit zu schwächen. Die Gaswirtschaft ist seit Jahrzehnten das Rückgrat für das Leben der Menschen. Wir liefern im wahrsten Sinne des Wortes wichtige Energie. Wir von Wintershall Dea werden dies auch in Zukunft tun. Aber anders und vor allem, mit der Absicht, bis 2030 klimaneutral zu werden.

Gas kann dabei helfen, die Klimaziele zu erreichen

Die Gasindustrie hat den Willen und die Technologie, unser Klima zu schützen und die Dekarbonisierung voranzutreiben. Wir unterstützen vollumfänglich das europäische Netto-Null-Ziel bis 2050. Wir beliefern den Markt mit Erdgas und glauben, dass Gas eine entscheidende Rolle bei der Erreichung der COP26-Ziele und der Dekarbonisierung spielen wird. Deshalb verändern wir uns. Und indem wir den Markt mit natürlichen, kohlenstoffarmen und erneuerbaren Gasen versorgen, tragen wir zur Klimaneutralität bei. Die Gasindustrie entwickelt innovative Technologien. Von Wasserstoff und CCS über Biogas, BioLPG (biogenic Liquefied Petroleum Gas) bis hin zu Brennstoffzellen bieten wir kohlenstoffarme Lösungen für die Zukunft. Gas in all seinen Formen ist nicht nur vielfältig einsetzbar, sondern auch ein klimafreundlicher Kraftstoff.

Als Gasindustrie stimmen wir der Vision von der Leyens zu: Der European Green Deal soll eine wirkungsvolle Wachstumsstrategie sein. Deshalb werden wir auf der COP einen Call to Action präsentieren, um unseren Beitrag zum European Green Deal zu leisten.

Wir fordern die EU-Kommission darin nachdrücklich auf, einen integrativen, zweckdienlichen politischen Rahmen zu schaffen, der alle Formen von sauberem Wasserstoff und CCS fördert. Dies wiederum würde die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie und gut bezahlte Arbeitsplätze in Europa sichern. Außerdem brauchen wir eine CCS-Strategie, die die Akzeptanz der Technologie in der Bevölkerung unterstützt und ihren Einsatz vorantreibt.

Erdgas spielt eine entscheidende Rolle in der Energiewende: Es gibt keine bessere Ergänzung für den Ausbau der Erneuerbaren Energien. Und viele Mitgliedstaaten in Europa werden in den kommenden Jahrzehnten Gas benötigen, wenn sie aus der Kohleverstromung aussteigen. Wir müssen die Förderung von Ökonomie und Ökologie vereinen – sonst verlieren wir beides.

Coal to gas-switch hat bereits enorme Fortschritte gebracht

Erdgas ist auch ein guter Begleiter der Erneuerbaren: Da der Energieverbrauch weiter steigt und Erneuerbare aus wetterbedingten Gründen nicht immer eine verlässliche Quelle sind, wurde der Rückgang der Kohleerzeugung insbesondere im Jahr 2020 durch eine konstante Versorgung mit Strom aus Erdgas ermöglicht – die den fast fünfzigprozentigen Rückgang des Kohlestroms kompensieren konnte. Deshalb ist Gas neben der Elektrifizierung die zweite Säule der Energiewende. Gas liefert flexible und skalierbare Energie, um umweltschädliche und umstrittene Energiequellen zu ersetzen. Wer Erneuerbare Energien will, darf Gas also nicht vergessen.

Lassen Sie uns gemeinsam die Zukunft gestalten

CCS muss eine Schlüsseltechnologie bei der Bekämpfung des Klimawandels werden und wird in einigen europäischen Ländern bereits angewendet. Durch CCS wird CObeispielsweise in Kraftwerken oder Industrieanlagen abgefangen und langfristig in unterirdischen geologischen Strukturen, wie zum Beispiel erschöpften Offshore-Öl- und Gaslagerstätten, gespeichert. Viele Länder entlang der Nordsee, wie Dänemark, tun dies bereits. Im Projekt Greensand ist Wintershall Dea neben INEOS Oil and Gas Denmark und 30 weiteren Unternehmen und Organisationen ein Kernmitglied des Konsortiums. Dieses Konsortium geht davon aus, dass das Projekt künftig acht Millionen Tonnen CO2 pro Jahr sicher speichern kann, was einem Viertel aller dänischen Emissionen entspricht. In Dänemark erhält CCS erhebliche politische Unterstützung, weil das dänische Parlament die Technologie als ein entscheidendes Mittel zur Erreichung der Emissionsziele des Landes identifiziert hat.

CCS ermöglicht eine sichere und bezahlbare Dekarbonisierung von Sektoren mit schwer oder nicht zu vermeidenden CO2-Emissionen. Ein Beispiel hierfür ist die Stahlindustrie. In Deutschland sind 85.000 Menschen direkt in dieser Branche beschäftigt, weitere vier Millionen indirekt in der Zulieferindustrie. Der Einsatz von CCS zur Umsetzung einer kohlenstoffarmen Stahlherstellung wird dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit der Branche in den kommenden Jahrzehnten zu sichern. Dies steht im Einklang mit einem anderen wichtigen Ziel des European Green Deals, der nicht nur ein Klimaprogramm, sondern auch eine gesamteuropäische Idee ist, um unsere Volkswirtschaften auf das nächste Level zu bringen. Von der Leyen sagte selbst: „Der European Green Deal ist unsere neue Wachstumsstrategie – es ist eine Wachstumsstrategie, die mehr zurückgibt als nimmt. (…) Wir wollen Vorreiter in klimafreundlichen Industrien, in sauberen Technologien und in Green Finance sein.“

Den Meinungsbeitrag finden Sie hier: „Mit Gas kann der Europäische Green Deal gelingen". Dieser Beitrag erschien zuerst als Gastkommentar auf Euractiv.

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