Wintershall Dea gestaltet den Energyhub Wilhelmshaven mit
- Wasserstoff und CCS: Tandem zur Dekarbonisierung der deutschen Industrie
- Mit grünem Strom und norwegischem Erdgas: Großprojekt soll 5,6 TWh Wasserstoff pro Jahr produzieren
- Sichere, skalierbare Offshore-Speicherung von Kohlendioxid aus Industrieemissionen geplant
- Bundesminister Dr. Robert Habeck besucht den geplanten Energyhub am 05. Mai 2022 in Wilhelmshaven
Wintershall Dea, Europas führender unabhängiger Gas- und Ölproduzent, plant ein neues Großprojekt zur Produktion von sauberem Wasserstoff in Deutschland und zur Speicherung von Kohlendioxid in tiefengeologischen Schichten unter der Nordsee. Denn Energie für Industrie und Haushalte muss weiter ausreichend und flexibel bereitgestellt und CO2-Emissionen gleichzeitig reduziert werden - und das Ganze möglichst unabhängig von globalen Dynamiken, um die europäische Energiesicherheit zu stärken.
Das Projekt der Wintershall Dea mit dem Namen BlueHyNow soll an der deutschen Nordseeküste in Wilhelmshaven entstehen. Wilhelmshaven bietet bereits eine starke, vernetzte Infrastruktur: zwei nahegelegene Anlandestellen für Gas aus Norwegen, die Möglichkeit zur Wasserstoffspeicherung in benachbarten Kavernenspeichern und einen direkten Anschluss an das geplante deutsche Wasserstoffnetz. Die Stadt Wilhelmshaven verfügt über einen Tiefwasserhafen, der auch von großen Tankschiffen zur Anlandung genutzt werden kann. Gleichzeig kann CO2 von Wilhelmshaven aus abtransportiert werden. Aktuell beginnen dort auch die Arbeiten zur Errichtung des ersten LNG-Terminals in der norddeutschen Küstenstadt.
An diesem Energyhub will Wintershall Dea mit dem Projekt BlueHyNow umweltschonenden Wasserstoff aus Erdgas gewinnen und künftig über 200.000 Kubikmeter Wasserstoff pro Stunde liefern. Das sind 5,6 TWh pro Jahr und entspricht – zum Vergleich - etwa dem dreifachen Energieverbrauch des Wolfsburger Volkswagenwerks im Jahr 2019. Die Prozessanlagen in Wilhelmshaven sollen mit grünem Windstrom aus der Nordsee betrieben werden.
Der Wasserstoff soll ins Pipeline-Transportnetz eingespeist und an Industriekunden geliefert werden, die ihn als dekarbonisierten Energieträger nutzen und auf diesem Weg ihre CO2-Emissionen reduzieren. Das bei der Wasserstoffherstellung abgeschiedene CO2 wird wiederum über den Seeweg zu Lagerstätten in Norwegen und Dänemark transportiert und dort unterirdisch eingelagert. Auf diesem Weg können unvermeidbare CO2-Emissionen energieintensiver Industrien gespeichert werden und sogar – beim Einsatz von Bioenergie in Kombination mit der CO2-Speicherung (BECCS) - Negativemissionen erzielt werden.
Mario Mehren, Vorstandsvorsitzender von Wintershall Dea, ist überzeugt: „Unser Projekt steht für Fortschritt. Für die deutschen Netto-Null-Ziele bei den Emissionen als auch für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrie und für sichere, flexible Energieversorgung. Mit dem Projekt stärken wir den bereits bestehenden Energyhub in Wilhelmshaven und leisten einen wichtigen Schritt für eine saubere, emissionsfreie Zukunft.”
Steigende Nachfrage nach Wasserstoff decken
Wasserstoff gilt als entscheidender Baustein für eine klimaneutrale Energieversorgung. Aber Deutschland droht hier – ohne neue Projekte wie BlueHyNow – eine erhebliche Kapazitätslücke.
Laut aktuellen Prognosen steigt der Wasserstoffbedarf von heute 55 TWh pro Jahr bereits bis 2030 auf 90 - 110 TWh jährlich an. Dieser Bedarf könnte durch aktuelle europäische Initiativen wie REPowerEU oder das neue Gaspaket sogar noch deutlich ansteigen. Die derzeitigen Pläne im Koalitionsvertrag der Bundesregierung bringen zusätzlich rund 28 TWh pro Jahr. Steigt langfristig der Import von grünem Wasserstoff, kann BlueHyNow flexibel auf Ausfälle reagieren und die Wasserstoffversorgung sicherstellen.
„Industriekunden brauchen die Gewissheit, dass sie in naher Zukunft Zugang zu ausreichenden Mengen Wasserstoff bekommen. Sonst droht die nationale Wasserstoffstrategie der deutschen Politik wirkungslos zu werden. Wir brauchen Wasserstoff aus verschiedenen Quellen und wettbewerbsfähigen Produktionsweisen. Emissionsfreier Wasserstoff aus Erdgas ist ein unverzichtbarer Teil der Lösung“, erklärt Mario Mehren.
CCS - elementarer Bestandteil der zukünftigen Energiematrix
Carbon Capture and Storage (CCS) wird in Studien des deutschen Öko-Instituts und der Agora Energiewende1 als notwendige Technologie ausdrücklich genannt, um die klimapolitischen Ziele einzuhalten. Die Potenziale dafür sind enorm. Man nimmt an, dass in der Nordsee 50-mal so viel CO2 eingespeichert werden kann, wie die gesamte EU noch im Jahr 2020 emittiert hat.2
Während Norwegen das Verfahren bereits seit rund 40 Jahren sicher anwendet3, treiben auch Dänemark und die Niederlande die CCS-Technologie zurzeit intensiv voran. Ein grenzüberschreitender CO2-Transport von Deutschland in diese Länder ist technisch umsetzbar. Politisch muss jedoch die Voraussetzung geschaffen werden, dass zwischenstaatliche Vereinbarungen auf Basis des sogenannten London-Protokolls geschlossen werden. Daran wird derzeit intensiv gearbeitet.
Vielversprechende CO2-Lagerstätten befinden sich jedoch auch vor der deutschen Nordseeküste, außerhalb der deutschen Hoheitsgewässer, aber in der eigenen sogenannten Ausschließlichen Wirtschaftszone Deutschlands. Laut Studien beläuft sich das gesamte CO2-Speicherpotenzial in der deutschen Nordsee auf rund 2,9 Mrd. Tonnen CO2.4 Daher befürwortet Wintershall Dea die Modernisierung des Rechtsrahmens, damit sich Offshore-CCS auch in Deutschland sinnvoll umsetzen lässt.
Wintershall Dea hat mit Blick auf die Hafenanbindung in Wilhelmshaven zur Verschiffung des CO2 sowie für den Aufbau der Wasserstoffproduktion bereits geeignete Standorte identifiziert. Das Unternehmen ist zudem in der dänischen Nordsee an dem Projekt Greensand beteiligt, bei dem jährlich bis zu 8 Millionen Tonnen CO2 in geologischen Tiefen unter dem Meeresboden der Nordsee eingespeichert werden sollen. Das Unternehmen ist auch in Norwegen sehr aktiv und arbeitet an der Beantragung seiner ersten CO2-Speicherlizenz. Unter anderem mithilfe dieser Projekte möchte Wintershall Dea sein Ziel erreichen und bis 2040 jährlich 20-30 Millionen Tonnen CO2 einsparen. Das entspricht dem CO2-Ausstoß von rund 20 Millionen Autos der Mittelklasse.
„Wilhelmshaven ist ein idealer Standort für BlueHyNow und kann darüber hinaus zum logistischen CO2-Sammelpunkt ausgebaut werden. Unvermeidbare CO2-Emissionen aus ganz Deutschland können dort gebündelt und zur sicheren Speicherung von Wilhelmshaven aus verschifft werden. Das wird deutlich zur Dekarbonisierung Deutschlands beitragen“, erklärt Klaus Langemann, Bereichsleiter Carbon Management & Hydrogen bei Wintershall Dea. „Denn laut Agora Energiewende werden auch im Jahr 2045 jährlich noch rund 63 Millionen Tonnen CO2 dieser unvermeidbaren Emissionen anfallen. Für diese Emissionen ist CCS eine tragfähige Lösung.
Für Wintershall Dea ist das Projekt BlueHyNow Teil eines umfassenden Projektportfolios, um Energieeffizienz und Klimaschutz voranzutreiben. Hierbei kommt dem Einsatz von Wasserstoff und CCS eine Schlüsselrolle zu.
(1) Klimaneutrales Deutschland 2045 (S.3), erstellt von Öko-Institut, Prognos & Wuppertal-Institut (2021). In Auftrag gegeben von Agora-Energiewende und Stiftung Klimaschutz.
(2) https://wintershalldea.com/de/newsroom/ccs-ein-wegbereiter-fuer-die-vision-net-zero
(4) Quelle: Acatech
Über Wintershall Dea
Wintershall Dea ist Europas führendes unabhängiges Erdgas- und Erdölunternehmen mit mehr als 120 Jahren Erfahrung als Betriebsführer und Projektpartner entlang der gesamten E&P-Wertschöpfungskette. Das Unternehmen mit deutschen Wurzeln und Sitz in Kassel und Hamburg sucht und fördert in 13 Ländern weltweit Gas und Öl auf effiziente und verantwortungsvolle Weise. Mit Aktivitäten in Europa, Russland, Lateinamerika und der MENA-Region (Middle East & North Africa) verfügt Wintershall Dea über ein weltweites Upstream-Portfolio und ist mit Beteiligungen im Erdgastransport zudem im Midstream-Geschäft aktiv. Mehr in unserem Geschäftsbericht.
Als europäisches Gas- und Ölunternehmen unterstützen wir das Ziel der EU, bis 2050 klimaneutral zu werden. Dafür haben wir uns anspruchsvolle Ziele gesetzt: Bis 2030 wollen wir die Treibhausgasemissionen der Kategorien Scope 1 und 2 in allen unseren eigenoperierten und nicht eigenoperierten Explorations- und Produktionsaktivitäten in Höhe unseres Anteils auf netto null reduzieren. Zudem will Wintershall Dea die eigene Methanintensität bis 2025 auf unter 0,1 Prozent senken und weiterhin das routinemäßige Abfackeln von Begleitgas komplett vermeiden. Die Klimaziele sollen durch Portfoliooptimierung, Emissionsreduzierung durch mehr Energieeffizienz, Investitionen in naturbasierte Ausgleichslösungen sowie in Zukunftstechnologien wie Wasserstoff und CCS erreicht werden. Mehr hierzu finden Sie in unserem Nachhaltigkeitsbericht.