Unternehmensarchiv der Wintershall Dea wird für die Zukunft gesichert
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- Wintershall Dea übergibt Archivgut an das Hessische Wirtschaftsarchiv in Darmstadt sowie an weitere Archive und Museen
- Über 130 Jahre Unternehmensgeschichte von Wintershall Dea und ihren Vorgängerunternehmen sind in den Archivalien enthalten
- Historische Schätze wie das älteste Dokument der Wintershall von 1894 werden so für die Nachwelt gesichert
Kassel. Nach mehr als 130 Jahren schreibt Wintershall Dea gerade das letzte Kapitel seiner Firmengeschichte – doch anders als für das Unternehmen werden die historischen Unterlagen, die diese Geschichte erzählen, dauerhaft erhalten. Denn die Wintershall Dea GmbH übergibt dazu ihr umfangreiches Corporate Archive an das Hessische Wirtschaftsarchiv in Darmstadt sowie an weitere Archive und Museen.
Seit dem Verkauf des Großteils des Geschäftes an Harbour Energy im September 2024 sind die Kernaufgaben von Wintershall Dea, die verbleibenden Vermögenswerte zu verwalten und zu veräußern und die endgültige Schließung verantwortungsvoll vorzubereiten und umzusetzen. Dazu gehört auch der Umzug des Corporate Archive, das die mehr als 130-jährige Unternehmensgeschichte von Wintershall Dea und ihrer Vorgängerunternehmen dokumentiert. Derzeit befindet sich das Archiv in der Unternehmenszentrale in Kassel und wird für den Umzug Mitte März 2025 vorbereitet.
„Als Unternehmen tragen wir Verantwortung: Über 130 Jahre haben wir die Geschichte der Erdgas- und Erdölbranche in Deutschland geprägt. Die Unternehmensgeschichte von Wintershall Dea wird zwar in absehbarer Zeit enden, doch die Verantwortung bleibt. Daher möchten wir sicherstellen, dass die historischen Unterlagen an Archive und Museen übergehen und so dauerhaft für die Nachwelt erhalten bleiben“, betont Stefan Schnell, Vorsitzender der Geschäftsführung der Wintershall Dea GmbH.
Das Hessische Wirtschaftsarchiv in Darmstadt wird künftig die zentrale Anlaufstelle für Fragen zur Firmengeschichte von Wintershall Dea sein. „Aus historischer Sicht waren die beiden Ursprungsfirmen des Konzerns in vielen Belangen Pioniere der deutschen Energiebranche mit weltweiten Verflechtungen. Wenn wir heute über die Energiewende sprechen, so ist es enorm wichtig zu wissen, woher wir kommen und wie früher über sich stetig wandelnde Energiemärkte und die Versorgung von Staat, Industrie und Haushalten nachgedacht wurde. Dies gilt für die bundesdeutsche Geschichte, aber auch für die Verstrickungen mit den radikalen, antidemokratischen Autarkieplänen des Nationalsozialismus“, sagt apl. Prof. Dr. Ingo Köhler, Geschäftsführer des Hessischen Wirtschaftsarchivs. „Wir vom Hessischen Wirtschaftsarchiv sind daher dankbar, dass uns das Unternehmen seine gesamten historischen Unterlagen vorbehaltlos überlässt. So können wir als gemeinnütziges, frei zugängliches Archiv zumindest die Geschichte von Wintershall Dea bewahren und die vielen einzigartigen Firmendokumente der Forschung und allen Interessierten bald schon über unser Online-Recherchetool Arcinsys verfügbar machen.“
Der Hauptbestand des Corporate Archive von Wintershall Dea umfasst rund 200 Regalmeter an historischen Dokumenten - darunter Protokolle, Geschäftsberichte, Mitarbeiterzeitschriften, Publikationen sowie Fotos und Filme. Auch besondere Archivalien wie das älteste bekannte Dokument der Wintershall von 1894, das allererste Bilanzbuch der DEA von 1899 sowie ein Dankesbrief mit Originalunterschriften der verschütteten Bergleute an den DEA-Bohrmeister und Leiter der Rettungsbohrung beim „Wunder von Lengede“ im Jahr 1963 sind Teil des Firmenarchivs.
Das technische Bildarchiv von Wintershall Dea, historische Bibliotheksbestände sowie größere Exponate gehen in die Sammlung des Deutschen Erdölmuseums Wietze über. „Das Deutsche Erdölmuseum, das bereits vor Jahrzehnten insbesondere erdölgeologische und bohrtechnische Unterlagen sowie das Fotoarchiv der früheren Mineralölwerke Wietze übernehmen konnte, freut sich, seine Bibliothek und sein Archiv durch die Schenkung ergänzen zu können. In der heutigen Zeit bietet sich eine solche Chance eher selten", erklärt Dr. Stephan Lütgert, Leiter des Deutschen Erdölmuseums in Wietze.
Weitere Spezialbestände wie historisches Bildmaterial zum Firmensitz in Kassel, historische Fachzeitschriften und Dubletten wurden bereits an spezialisierte Museen und Archive übergeben, während weitere Übertragungen noch bevorstehen. Zu den Empfängern gehören das Stadtarchiv Kassel, die Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv zu Köln (RWWA), die Stiftung Hanseatisches Wirtschaftsarchiv und das Deutsche Technikmuseum Berlin.
Recherchen zur Firmengeschichte begannen 2017
Die intensive Erforschung der Geschichte ihrer Vorgängerunternehmen begann Wintershall Dea bereits 2017, im Vorfeld des 125-jährigen Bestehens von Wintershall im Jahr 2019. Die Gesellschaft für Unternehmensgeschichte (GUG) wurde beauftragt, grundlegende Recherchen zum Handeln von Wintershall und DEA während der Zeit des Nationalsozialismus durchzuführen. Diese Untersuchungen führten unter anderem zur Veröffentlichung zweier Studien: „Expansion um jeden Preis: Studien zur Wintershall AG zwischen Krise und Krieg, 1929–1945“ (2020) sowie „Treibstoff für den Weltkrieg: Die Deutsche Erdöl AG, 1933–1945“ (2024).
Im Verlauf des Forschungsprojekts wurde deutlich, dass weder Wintershall noch DEA über ein systematisch geordnetes historisches Unternehmensarchiv verfügten. In der Folge initiierte Wintershall Dea ab 2021 den Aufbau eines professionellen Firmenarchivs am Standort Kassel durch die Gesellschaft für Unternehmensgeschichte (GUG), das als zentrales historisches Gedächtnis des Unternehmens diente und auch Forschenden offenstand.
Nach Übergabe des Corporate Archive an die Archive und Museen werden die historischen Unterlagen in den jeweiligen Einrichtungen voraussichtlich ab Sommer 2025 für Forschende und Interessierte zugänglich sein.
Über Wintershall Dea
Das Energieunternehmen Wintershall Dea blickt auf eine lange Geschichte zurück. Jetzt wird das letzte Kapitel des Unternehmens geschrieben. Mit Wirkung zum 3. September 2024 wurde der Großteil der ehemaligen Assets und Lizenzen zu E&P und CCS des Unternehmens verkauft und an Harbour Energy übertragen. Zu den verbleibenden Assets der Wintershall Dea gehören die Beteiligungen an den Joint Ventures Wintershall AG in Libyen, Wintershall Noordzee B.V. in der südlichen Nordsee sowie die Anteile an Nord Stream und den Gemeinschaftsunternehmen in Russland. Zu den Aufgaben von Wintershall Dea gehört nun, das Unternehmen zu restrukturieren, die verbleibenden Vermögenswerte zu verwalten und zu veräußern und die endgültige Schließung des Unternehmens verantwortungsvoll umzusetzen. Wintershall Dea ist im Besitz von BASF und LetterOne.
Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.wintershalldea.com oder folgen Sie uns auf LinkedIn.
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