CCS – Unverzichtbar für viele Industrien

Positionspapier vom August 2022: Unsere Handlungsempfehlungen, um CCS (Carbon Capture and Storage) als wirksames Klimaschutzinstrument in Deutschland und Europa voranzubringen.

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Meilenstein Für CCS-Projekt Greensand erreicht
Meilenstein Für CCS-Projekt Greensand erreicht
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C3 Visual Lab

Um den Klimawandel erfolgreich zu bekämpfen, brauchen wir alle Technologien und müssen gemeinsam gewaltige Anstrengungen zur Reduzierung von Emissionen unternehmen. Mittels Carbon Capture and Storage (CCS) kann beson­ders unvermeidbares CO2 dauerhaft und sicher gebunden werden. Das Bestätigen Wissenschaft und Forschung: Das Abscheiden und Speichern von CO2-Emissionen ist unabdingbar und leistet einen wesentlichen und günstigen Beitrag zum Klimaschutz. Darüber hinaus gehen die IEA (Internationale Energieagentur) und IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) davon aus, dass die EU-Klimaziele ohne CCS nicht erreicht werden können. Wintershall Dea setzt sich deshalb und dank ihres fundierten Know-hows in den Bereichen Energie, Lagerstätten, Offshore-Technik und Pipelines für eine verstärkte und verantwortungsvolle Nutzung der Technologie in ganz Europa ein.

Wirkungsvoller Klimaschutz in Europa

Obwohl Deutschland die Technologie wegen seiner zahlreichen Schwerindustrien dringender als andere Länder braucht, gibt es in hierzulande besonders viele Hürden für die CO2-Speicherung in deutschen Offshore-Gebieten. Gleichzeitig haben Norwegen, Dänemark oder Niederlande die Technologieführerschaft übernommen. Zusätzlich hat die EU-Kommission die Möglichkeiten der Technologie erkannt und fördert sie finanziell: Sowohl Energiekommissarin Kadri Simson als auch der Exekutiv-Vizepräsident der Europäischen Kommission für den Europäischen Grünen Deal, Frans Timmermans, setzen sich für das „Klimaschutzinstrument CCS“ ein.

Deutschland muss seinen Teil beitragen

Diverse Studien haben die Potentiale von CCS als Beitrag zur Erreichung der Klimaziele aufgezeigt. Dennoch zeigt sich die deutsche Politik noch zurückhaltend. So hängt beispielsweise der Transport von CO2 in Länder wie Norwegen, Dänemark oder die Niederlande an der Ratifizierung von Artikel 6 des London-Protokolls. Ein Umstand, den die IEA bereits seit mehr als zehn Jahren kritisiert1. Das London-Protokoll trat 2006 in Kraft und soll die Meeresumwelt schützen2. Insbesondere Norwegen hat viel Er­fahrung im Umgang mit Offshore-CCS, und Wintershall Dea ist seit über einem Jahrzehnt direkt an der sicheren Speicherung von CO2 unter dem Meeresboden in Norwegen beteiligt.

 

Mit einer sicheren Technologie auf dem Weg zur Vision Net Zero

Bei CCS handelt es sich um die permanente unterirdische Einlagerung von CO2 in geologischen Struktu­ren, zum Beispiel in ausgeförderten Offshore-Lagerstätten für Gas und Öl. Auch tiefe salinare Aquifere, stark salzwasserhaltige Gesteinsschichten, die sich auch unter der Nordsee finden, eignen sich gut für die dauerhafte Speicherung von CO2. CCS kann verlässlich und kostengünstig Wirtschaftszweige de­karbonisieren, in denen CO2-Emissionen nur schwer oder sogar gar nicht vermeidbar sind. Und die An­wendung von CCS bei der Herstellung von Wasserstoff aus Erdgas ist eine zusätzliche Möglichkeit, die Industrie zu dekarbonisieren.

Ein bedeutender Teil der gesamten deutschen Treibhausgasemissionen, die jährlich etwa 760 Mio. Tonnen betragen3, lassen sich auch durch Vermeidungsmaßnahmen nicht weiter reduzieren. Besonders in den für Deutschland so bedeutenden energieintensiven Industrien – wie Stahl, Chemie und Zement, aber auch in der Landwirtschaft – gibt es Prozesse, die in absehbarer Zukunft nicht emissionsfrei gestaltet werden kön­nen. Eine realistische und glaubwürdige Lösung, um auch diese Industrien bezahlbar zu dekarbonisieren und somit die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu erhalten, ist die Speicherung von Restemissionen.

Der richtige politische Rahmen bewirkt mehr Klimaschutz und schafft Märkte der Zukunft

Diese unvermeidbaren Emissionen können schon jetzt offshore gespeichert werden. Vor allem Nor­wegen, aber auch Dänemark stellen sich als verlässliche Partner mit ausreichenden Kapazitäten und Expertise zur Verfügung. Die Kapazitäten allein in der Nordsee liegen bei der fünfzigfachen Emissionsmenge der EU im Jahr 2019. Obwohl sich Deutschland und Norwegen im März 2022 in ei­nem Joint Statement4 auf die Vertiefung der Energiepartnerschaft und die gemeinsame Weiterent­wicklung von Infrastrukturen für Pipeline, Wasserstoff und ausdrücklich auch CCS geeinigt haben, wird die Umsetzung des London-Protokolls noch nicht mit der notwendigen Energie vorangetrieben.

Unsere Handlungsempfehlungen

  1. Wir brauchen einen geeigneten rechtlichen Rahmen, um die Potentiale von CCS zu entfalten:
    Es sind bilaterale Abkommen zwischen Deutschland und anderen europäischen Ländern entsprechend des Lon­don Protokolls notwendig, um CO2 exportieren zu können und die Speicherung von CO2 in Partnerländern zu ermöglichen.
     
  2. Forschung und Entwicklung an CCS müssen auch in Deutschland möglich sein, um langfristig CO2 sicher zu speichern. Die deutschen Industrien brauchen diese Unterstützung bei der Energiewende. Auch um die Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten, sollten Deutschland und Europa alle Anstrengungen unternehmen, um eine internationale Vorreiterrolle bei der Entwicklung von klimaschonenden Schlüsseltechnologien einzunehmen.
     
  3. Technologievielfalt zulassen und unterstützen, denn Carbon Management ist ein Zukunftsmarkt: Ex­perten gehen davon, dass die Nachfrage zur Vermeidung und Reduktion von CO2 entfesselt wird, sobald die Technologie europaweit verfügbar ist. Dies hat zwei positive Effekte: Die Technologie wird skalierba­rer und somit wettbewerbsfähiger und es entstehen Märkte der Zukunft – auch im Bereich Wasserstoff. So können Industrie, Forschung und Politik ihren Beitrag leisten, dass Europa der erste klimaneutrale Kon­tinent der Welt wird und gleichzeitig seinen ökonomischen Wohlstand bewahrt.

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1 Quelle: Carbon Capture and Storage recommends that international legal obstacles associated with global CCS deployment be removed by 2012 – including the prohibition on transboundary CO2 transfer under the London Protocol.
2 Quelle: Das London Protokoll erlaubt es den Vertragsparteien nach Art. 6 grundsätzlich nicht, Abfälle oder andere Stoffe – zu denen auch CO2 gehört – in andere Länder zur Deponierung oder Verbrennung auf See zu exportieren. Art. 6 Abs. 2 des London Protokolls sieht eine Ausnahme für CO2 vor, die aber noch nicht in Kraft getreten ist. Eine seit 2019 mögliche „provisorische Anwendung“ setzt für den CO2-Export voraus, dass sich die beteiligten Länder in bilateralen Verträgen auf die Modalitäten des Exports verstän­digen – solche Verträge aber hat Deutschland noch nicht geschlossen.
3 Quelle: https://www.umweltbundesamt.de/daten/klima/treibhausgas-emissionen-in-deutschland#emissionsentwicklung
4 Quelle: 20220316-joint-statement-norway.pdf (bmwk.de)